Weil an den Schulen Lehrer wegen Krankheit oder aus anderen Gründen fehlen, fällt Unterricht aus, beklagt die Lehrergewerkschaft VBE. Es gibt aber auch Verbesserungen.

Wenige Wochen nach dem Start ins neue Schuljahr kämpfen viele Schulen im Südwesten aus Sicht der Lehrergewerkschaft VBE mit Unterrichtsausfall. Aus einer nicht repräsentativen Umfrage des Verbands unter mehr als 1000 Schulleitungen geht hervor, dass an fast der Hälfte der befragten Schulen in der dritten Schulwoche bereits Unterricht ausfallen musste. An vier von zehn Schulen hätten Klassen zusammengelegt werden müssen, an jeder zweiten Schule müssten die Lehrkräfte Überstunden leisten, sagte VBE-Landeschef Gerhard Brand in Stuttgart. 

Als Grund nannte Brand die mangelnde Personalreserve. „Die Angaben führen uns vor Augen, wie dünn die Personaldecke nach wie vor ist. Um Ausfälle und Fehlzeiten durch Krankheiten, Schwangerschaften oder Fortbildungen kompensieren zu können, müssten eigentlich alle Schulen mit einer Personalreserve von 10 bis 20 Prozent ins Schuljahr gehen“, sagte Brand.

Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr

Im Vergleich zum Vorjahr sieht die Gewerkschaft aber auch eine Verbesserung bei der Versorgung mit Lehrkräften. Demnach gaben bei der Umfrage 30 Prozent der befragten Schulleitungen an, ihre Schule sei zu 100 Prozent mit Lehrkräften versorgt. Im Vorjahr hatten das nur 25 Prozent der Befragten angegeben, im Jahr 2022 nur 21 Prozent.

An der Umfrage nahmen nach Angaben der Gewerkschaft vom 23. bis 27. September 1053 Schulleitungen teil. Insgesamt gibt es im Südwesten rund 4000 allgemeinbildende Schulen. Er gehe davon aus, dass tendenziell eher die Schulen geantwortet hätten, die nicht ausreichend mit Lehrkräften versorgt seien, sagte Brand. 

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hatte wenige Tage vor Schulbeginn mitgeteilt, dass noch 250 Lehrerstellen im Südwesten unbesetzt seien. Im Jahr zuvor hatte dieser Wert noch bei 565 Stellen gelegen. Inzwischen seien auch diese Stellen im Wesentlichen besetzt, teilte ein Sprecher des Ministeriums mit. Konkrete Zahlen könne man noch nicht nennen. Die eigene Abfrage zur Unterrichtsversorgung habe das Ministerium auf den November verschoben, um die Schulleitungen am Anfang des Schuljahres zu entlasten, sagte der Sprecher.

Sonderpädagogische Schulen bereiten Sorge

Während sich die Situation an den Grund- und weiterführenden Schulen verbessert hat, bereitet der Lehrergewerkschaft die Situation an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) Sorge. Dort fehlen der Umfrage zufolge an fast der Hälfte der befragten Schulen 20 bis 30 Prozent der Lehrkräfte. Im vergangenen Jahr traf dies laut VBE noch auf rund 37 Prozent der befragten Schulen zu. 

Genau diese Schulen kämpften zudem mit steigenden Schülerzahlen. „Gerade diese Kinder benötigen dringend einen hohen Personalschlüssel. Stattdessen kommen sie in ein System, das an allen Ecken knirscht und knarrt“, sagte Brand. Das Land müsse es schaffen, deutlich mehr qualifiziertes Personal für die Sonderpädagogik auszubilden. 

Die SPD im Landtag forderte vom Land mehr Unterstützung für die SBBZ: „Deren Unterstützung scheint dieser Landesregierung nicht wichtig – und damit auch die Stärkung der Inklusion. Denn in den groß beworbenen Bildungsreformen spielen SBBZ und Inklusion überhaupt keine Rolle“, kritisierte der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Stefan Fulst-Blei. Der FDP-Bildungsexperte Timm Kern nannte die Situation an den SBBZ „katastrophal“. Leidtragende seien die Kinder und deren Eltern. Aus Sicht der AfD braucht es eine größere Krankheitsreserve. „Unsere Fraktion wird einen entsprechenden Haushaltsantrag einbringen, um die Mittel dafür zu erhöhen“, sagte der bildungspolitische Sprecher Rainer Balzer.