Eine als „Hitler-Rose“ bezeichnete Pflanze verbreitet sich in Niedersachsen derart stark, dass sie nun bekämpft wird. Ihren Spitznamen verdankt sie einer konkreten Eigenschaft.

Rosa rugosa lautet der wissenschaftliche Name einer zunächst recht harmlos wirkenden Pflanze. Sie bevölkert jedoch zunehmend mehrere Regionen an Niedersachsens Nordseeküste. Dort vor allem Deiche und Schutzräume, die bei Hochwasserlagen die Bevölkerung vor Überflutungen schützen sollen. Ihre Fähigkeit, sich gegen nahezu alle anderen Pflanzen zu behaupten, gelangt der Rosa rugosa nun zum Nachteil, wie die „Kreiszeitung“ berichtet.

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) will die auch als „Kartoffel-Rose“ bezeichnete Art zurückdrängen. Die Behörde bemühe sich derzeit, das Gewächs in all jenen Gebieten zu bekämpfen, in denen es einen Einfluss auf Schutzdünen gebe, hieß es. „Denn Schutzdünen übernehmen vor allem im Westen, Norden und Osten der sieben bewohnten ostfriesischen Inseln als natürliche, aber vom NLWKN überwachte und unterhaltene Strukturen die Aufgabe von Hauptdeichen“, teilt die Behörde dem stern mit.

„Hitler-Rose“ sollte Sichtbarkeit verringern

Früher wurde die ursprünglich aus Asien stammende Rosa rugosa dagegen sogar gezielt in der Region gepflanzt. „Auf den Ostfriesischen Inseln fanden Pflanzungen auch zur Besucherlenkung sowie zur Begrünung von Bunkeranlagen oder anderen militärischen Bauwerken statt“, teilt das NLWKN mit. Hierdurch soll auch der volkstümliche Name „Hitler-Rose“ oder auch „Adolf-Hitler-Rose“ entstanden sein.

Um militärische Bauwerke für andere Staaten schwerer sichtbar zu machen, seien während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft haufenweise Kartoffel-Rosen gepflanzt worden. Ihre Fähigkeit, sich schnell und rigoros auszubreiten, wollte man sich seinerzeit zunutze machen. Vor allem ihre Blüten können ein derart dichtes Netz bilden, dass ein Blick durch sie hindurch zum Boden nicht mehr möglich ist.

Meldung rassistische Pflanzennamen 6:40

Entgegen früherer Annahmen stabilisiert die Kartoffel-Rose die Deiche jedoch weniger als gedacht. Heimische Arten wie etwa der Strandhafer seien dafür wesentlich geeigneter. Auch liege das Problem „eher in der Ausbreitung dieser invasiven Pflanze. Sie verdränge einheimische, etablierte Arten wie beispielsweise den Strandhafer“ erklärt Botaniker Volker Wissmann von der Justus-Liebig-Universität Gießen im Gespräch mit dem stern. „Mittelfristig würde eine weitere Ausbreitung zu einer Monokultur dieser sehr dominanten Pflanze führen und damit für Folgeprobleme sorgen, wie wir es etwa schon bei Wäldern erleben. Die Widerstandsfähigkeit gegen Wetter- und Klimaphänomene wird durch Monokulturen tendenziell eher geschwächt“, so Wissmann.

Ganz einfach scheint die Aufgabe, die sich das NLWKN stellt, jedoch nicht zu sein. Die Behörde ist sich dessen bewusst: „Die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung der Kartoffel-Rose liegen in der Größe der Bestände, der Persistenz, der Wuchsdynamik und im schwierigen ‚Handling‘. Das hohe Regenerations- und Ausbreitungspotential macht Bekämpfungsmaßnahmen sehr aufwendig und langwierig“, so Pressesprecher Fabian Buß zum stern.

Möglicherweise hilft jedoch der höchst ungewöhnliche Name des Gewächses dabei, Aufmerksamkeit für die Problematik der invasiven Rosen-Pflanze zu wecken und die Stabilität der Deiche an der Nordsee kurz- und mittelfristig zu gewährleisten.

Quellen: „Kreiszeitung“, „Gießener Allgemeine“