Die Autoindustrie und ihre Zulieferer stehen massiv unter Druck. Bei dem Unternehmen am Bodensee droht ein radikaler Arbeitsplatzabbau. Das löst großen Unmut bei den Beschäftigten aus.

Der Gesamtbetriebsratschef des Autozulieferers ZF Friedrichshafen, Achim Dietrich, hat vom Vorstand rasche Klarheit über die Pläne zum geplanten Personalabbau in Deutschland gefordert. „Wir haben das Ziel, vor dem Jahresende den Beschäftigten Klarheit zu geben“, sagte Dietrich in Stuttgart bei einer Veranstaltung des „Wirtschaftspresseclubs“. Nun sei der Vorstand am Zug. Es mache keinen Sinn, mit Personalleitern von Werken zu sprechen. Er könne sich keine Lösung vorstellen, wenn es zu keinem Kurswechsel komme. Zugleich drohte er mit weiteren Protesten.

Ein Sprecher des Unternehmens sagte, es entspreche der ZF-Kultur, Lösungen gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung zu finden. „Auch wenn teils unterschiedliche Vorstellungen über die Wege bestehen, so haben wir alle das Ziel, das Unternehmen voran- und wieder in die Erfolgsspur zu bringen“. Wie bereits 2020 mit dem Tarifvertrag Transformation sei man auch jetzt bereit, sich gemeinsam an den Verhandlungstisch zu setzen. „Denn auch die Betriebsräte kennen ZF und die Branche gut und wissen genau, dass wir handeln müssen.“

Der Vorstand hatte angekündigt, 11.000 bis 14.000 Stellen und damit etwa jeden vierten Arbeitsplatz in den kommenden Jahren im Inland zu streichen. Die gesamte Autoindustrie hat Probleme mit der Transformation zur Elektromobilität, aber ZF trifft es besonders hart. Der Konzern hatte sich durch Zukäufe und Investitionen in neue Technologien hoch verschuldet und muss jährlich mehr als eine halbe Milliarde Euro Zinsen zahlen. Dietrich hatte vor Kurzem darauf verwiesen, dass es eine Liste von Werken gebe, die möglichst schnell geschlossen werden sollten. Im Fokus des von McKinsey beratenen Vorstands stünden insgesamt über ein Drittel der 35 Inlandswerke.

Gesamtbetriebsrat möchte Vorlage konkreter Kostenstrukturen

Dietrich sagte, man wolle als Gesamtbetriebsrat Strukturen erhalten und nicht dauerhaft abbauen. Die Arbeitnehmervertretung hatte in der Vergangenheit zu massiven Protesten gegen die Umbaupläne aufgerufen. In Deutschland müsse das Unternehmen auch die Stärken der Standorte in den Vordergrund stellen und nicht nur auf die Personalkosten schauen. Der Gesamtbetriebsratschef forderte vom Unternehmen die Vorlage detaillierter Berechnungen, ob es im Ausland tatsächlich in jedem Fall immer günstiger sei zu produzieren oder in Deutschland.

ZF ist einer der weltweit größten Automobilzulieferer mit rund 169.000 Mitarbeitern an 160 Standorten in 30 Ländern. Der Konzern gehört mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen. 2023 erzielte er einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.