Vor mehr als zweieinhalb Jahren verursacht ein Feuer in einem Supermarkt in Markt Schwaben einen Millionenschaden. Nun stehen der Betreiber des Ladens und ein Angestellter vor Gericht.
Im Prozess um schwere Brandstiftung in einem Supermarkt im oberbayerischen Markt Schwaben hat der angeklagte Inhaber die Vorwürfe gegen ihn bestritten – und alles auf seinen ebenfalls angeklagten Mitarbeiter geschoben. Er selbst sei „unschuldig“ und „vielmehr Geschädigter dieser Tat“, sagten seine Anwälte in einer zu Prozessbeginn vor dem Landgericht München II verlesenen, sehr langen Verteidiger-Erklärung.
Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden angeklagten Männern vor, den Laden in Brand gesetzt zu haben, um den Markt loszuwerden und die Versicherungssumme zu kassieren. Der Supermarkt soll überschuldet gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft schuldete der Inhaber dem Finanzamt und verschiedenen Gläubigern insgesamt eine Summe in sechsstelliger Höhe. Er habe sich nicht dazu durchringen können, den Laden aufzugeben – vor allem, weil sein Vater und einer seiner Brüder investiert hatten. Laut Staatsanwaltschaft befürchtete er einen „Gesichtsverlust“.
Der Inhaber soll darum gehofft haben, mit der Summe zumindest einen großen Teil seiner Verbindlichkeiten begleichen zu können. Dazu soll er seinen Mitarbeiter und engen Freund als Komplizen engagiert haben, der selbst in finanziellen Schwierigkeiten gewesen sein und gehofft haben soll, dass aus der Versicherungssumme auch ausstehender Lohn gezahlt werden könnte, den sein Mitangeklagter ihm geschuldet habe. Dieser soll für die Brandlegung drei Benzinkanister und lange Streichhölzer gekauft haben.
Zwei Millionen Euro Schaden
Der Brand hatte im Januar 2022 einen Schaden von rund zwei Millionen Euro verursacht. Weil sich zu dem Zeitpunkt Menschen in darüberliegenden Wohnungen befanden, lauten die Vorwürfe nicht nur auf schwere Brandstiftung, sondern auch auf versuchten Mord in vier Fällen. Laut Anklage wurden die Bewohner durch die laute Verpuffung, die bei dem Brand entstand, aufgeschreckt und konnten das Gebäude darum unverletzt verlassen.
Der 37 Jahre alte, türkische Inhaber ließ die Vorwürfe über seine Anwälte zurückweisen. Sein Mitarbeiter habe nur angegeben, von ihm angestiftet worden zu sein, um von seiner eigenen Schuld abzulenken. Der Mann sei unglaubwürdig und verbreite Lügen, „Falschbehauptungen“ und „abstruse Geschichten“, die „vor Widersprüchen und Lügen geradezu strotzten“, sagten die Verteidiger. Er wolle „zu Unrecht Unschuldige belasten, um seine eigene Haut zu retten“.
Motiv des Mitarbeiters? – „Hass auf den Supermarkt“
Der Inhaber habe kein Interesse daran gehabt, seinen Laden abbrennen zu sehen, weil die Versicherungssumme mit 150.000 Euro viel zu gering gewesen sei. Sein Mitarbeiter habe aber „gleich mehrere Motive für die Tat“ gehabt, sagten die Verteidiger. Sie sehen es im „Hass auf den Supermarkt und seine Tätigkeit darin“, auf einen „Supermarkt, der sinnbildlich für sein einfaches Dasein als Kassierer stand“.
Der iranische Mitarbeiter sagte zu den Vorwürfen gegen ihn und auch zu seinen persönlichen Verhältnissen zunächst nichts, würdigte seinen früheren Chef und Freund keines Blickes, schaute aber oft ungläubig und schüttelte den Kopf. Das Gericht hat sieben Verhandlungstage für den Prozess angesetzt, das Urteil könnte demnach am 21. November fallen.