Die ersten deutschen Briefmarken kamen 1849 aus Bayern. Stempel und Gummierung gab es schon damals – allerdings klebten die Marken aus heutiger Sicht an der falschen Stelle.
Vor 175 Jahren war Bayern deutschlandweit ganz vorne in Sachen Innovation und Kommunikation. Am 1. November 1849 führte das Königreich als erster Staat auf deutschem Boden Briefmarken ein: Den Schwarzen Einser, der unter Sammlern wegen des kleinsten Nennwerts als erste Marke gilt, sowie eine blaue Marke im Wert von drei Kreuzern und eine braune für sechs Kreuzer.
Mit dem Schritt folgte Bayern dem Vorbild Großbritanniens. Die Royal Mail hatte im Mai 1840 die One Penny Black eingeführt, die als erste Briefmarke der Welt gilt. Dass es in Deutschland auch neun Jahre später noch nichts Vergleichbares gab, lag unter anderem daran, dass sich die Postverwaltungen der damals noch vielen deutschen Staaten nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten.
Im Juni 1849 entschied sich der bayerische König Maximilian II. zum Alleingang und ordnete die Einführung von Briefmarken an und verschaffte Bayern damit die postalische Spitzenposition. So nachzulesen in einer Broschüre des auf Briefmarken spezialisierten Auktionshauses Heinrich Köhler. Die Wiesbadener haben vor Kurzem den einzigen bekannten vollständig erhaltenen Brief mit einem Schwarzen Einser vom 1. November 1849 für 440.000 Euro versteigert. So viel bringt die einzelne Marke nicht ein. Im Netz finden sich Angebote knapp unter 1000 Euro und viele im niedrigen vierstelligen Bereich.
Die Farbe war ungünstig gewählt
Zum Preis trägt auch bei, dass der schwarze Einser die seltenste unter den drei damals eingeführten Briefmarken ist. Denn schon 1850 entschied man sich, ihn durch eine rote Marke zu ersetzen, wie Peter Zollner erklärt. Er vertritt die Arbeitsgemeinschaft Bayern (klassisch) im Bund Deutscher Philatelisten. Als Grund dafür nennt er die unglücklich gewählte Farbe: Weil auch die Stempel zur Entwertung schwarz waren, und sich entsprechend nicht gut vom Untergrund abhoben, sorgte man sich, dass die Marken wiederverwendet würden. Ein Schicksal, das der Schwarze Einser übrigens mit seinem Vorbild teilt. Auch die One Penny Black wurde von einer roten Marke ersetzt – ebenfalls wohl damit die Entwertung besser zu sehen war.
Die Marken hatten schon damals eine Art Gummierung auf ihrer Rückseite. Zumindest wird schon in der königlichen Verordnung aus dem Oktober 1849 darauf hingewiesen, dass sie vom Absender durch Befeuchten des Klebstoffs gut befestigt werden müssen. Einen gezahnten Rand gab es damals allerdings noch nicht. Und auch der Platz für die Briefmarke war damals ein anderer. Laut Verordnung gehörten sie in die linke obere Ecke des Briefs, nicht wie heute in die rechte.
Trotz Einführung der Marken klebten diese ab dem 1. November 1849 nicht auf allen Briefen in Bayern, wie aus einem Artikel Zollners hervorgeht. Nur für Versendungen innerhalb des Königreichs – zu dem damals auch die bayerische Pfalz gehörte – waren sie das Mittel der Wahl. Welche fällig wurde, kam unter anderem auf die Entfernung an. Der Schwarze Einser wurde dem Experten zufolge für Ortsbriefe und Drucksachen verwendet.