Im Shitstorm findet sich keiner gerne wieder. Auch nicht Jan Josef Liefers. Wie fühlt es sich für den Schauspieler an, im Internet wüst beschimpft zu werden?

Jan Josef Liefers (60) hat keine Angst mehr vor einem medialen Shitstorm. „Das ist ein Knall, der passiert und der geht auch wieder vorbei“, sagte der Schauspieler anlässlich des Kinostarts seines neuen Films „Alter weißer Mann“ am Donnerstag. „Ein Shitstorm ist sehr laut, übertrieben, garstig, aggressiv und soll einschüchtern und zum Schweigen bringen. Ein paar Zeilen, die irgendwo stehen, nur Worte voller Anschuldigungen und Behauptungen.“ Er werde gern gemocht. „Es macht mich unglücklich, wenn fremde Leute mich öffentlich zum Feind stempeln und mich attackieren und fertig machen wollen. Aber auch das ist mir schon passiert. Und auch damit musste ich dann klarkommen.“

Eine Rolle spielt für den „Tatort“-Star auch, aus welcher Richtung die Anfeindungen kommen. „Den Shitstorm von rechts können wir alle immer noch ganz gut abwehren. Aber der Shitstorm von ganz links, davor haben viele Angst, gerade, wenn sie sich selber eher Mitte-links einordnen. Es ist wie die eigene Family, die einen dann plötzlich rauskegeln will.“ Ein Zustand der Angst sei aber nie gut. „Menschen in Angst funktionieren schlecht, treffen falsche Entscheidungen, werden unkreativ.“

Liefers zitierte in dem Zusammenhang die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer: „Vergesst nie, dass ihr Menschen seid. Ihr seid Menschen, ihr macht Fehler, keiner hat die Wahrheit allein gepachtet für sich, und ihr braucht euch gegenseitig“. 

Großen Wert legt Liefers in dem Zusammenhang auch auf den Humor. Die Gesellschaftskomödie „Alter weißer Mann“ von Simon Verhoeven versuche, die Menschen aus all ihren Schubladen rauszuholen und ohne Kampfbegriffe miteinander lachen zu lassen. „Denn Lachen entkrampft und befreit. Und daran zu erinnern, scheint mir sehr dringend nötig in der heutigen Zeit.“